Aller Anfang ist schwer

Von der Idee bis zur Umsetzung

Im Winter 1982 hatte der damals 40jährige Lammersdorfer Sonderschullehrer und Kunstpädagoge H. Jürgen Siebertz die Idee, das alte Lammersdorfer Kulturleben einmal genauer in Augenschein zu nehmen. Schon nach kurzer Zeit stellte er fest, dass vom früheren gesellschaftlichen Miteinander im Sinne einer intakten Dorfgemeinschaft nicht mehr viel übrig geblieben war.

Vieles, sehr vieles hatte sich verändert, auch im materiellen Sinne. Der nach dem 2. Weltkrieg aufgekommene Trend, möglichst rasch den alten Hausrat und die alten Arbeitsgeräte gegen billige Neuteile auszuwechseln, hatte in fast jedem Haus Fuß gefasst. In der Praxis sah das häufig so aus: Trecker kaufen – dann kann das Pferd weg; PKW kaufen – Fahrrad oder Motorrad kann weg; Aluminium-Milchkannen kaufen – die schweren Eisenkannen können weg; Plastikeimer kaufen – die Zinkeimer können weg; neue Möbel kaufen – die alten können weg.

So setzte sich die Auswechslung – oft nach außen unbemerkt – immer mehr durch und niemand nahm Anstoß daran. Geräte, die jahrhundertelang zuverlässig ihren Dienst versahen, landeten plötzlich als unpraktisch oder unmodern im Sperrmüll. Wer wollte denn damals noch mit seinen alten, abgearbeiteten Sachen Staat machen? Es schien, als hätte ein Neuerungswahn die ganze zivilisierte Gesellschaft befallen. Waschmaschinen, Kühlschränke, Toaster, eigentlich alles, was es zu kaufen gab und man sich irgendwie leisten konnte, fand Eingang in die bürgerlichen Wohnstuben.

In Lammersdorf zeichnete sich z. B. der Gemeinderat u. a. dadurch aus, möglichst rasch die kurvigen Straßen und Gassen begradigen zu lassen, damit die am Rursee gelegenen Dörfer für die Besucher schneller erreichbar wurden. Zumindest dachten das die staunenden Anwohner. Lammersdorf wurde förmlich umgekrempelt. Innerhalb einer Generation entstand ein völlig neues Ortsbild, das kaum noch etwas vom alten, beschaulichen Eifelort Lammersdorf an sich hatte.

Wo waren die alten Lindenbäume im Pohl, die Kapellen an Breuers Eck, am Lammersdorfer Hof und am Haus Linzenich in der Kirchstraße geblieben? Waren die teils 200 Jahre alten Fachwerkhäuser in der Kirchstraße dem Trend „Alt muss weg“ zum Opfer gefallen? Würde man sie heute auch abreißen?

Und dann die Mundart, das alte „Laimischter Platt“. Sie ist leider zum Aussterben verdammt, denn kaum noch jemand spricht den alten Lammersdorfer Dialekt. Die originale Sprache unserer Heimat wurde leider nicht mehr an die Nachkommen weiter gegeben und fiel dem modernen Zeitalter zum Opfer. Heute wäre man vielleicht froh, wenn man den Untergang der Sprache noch aufhalten könnte.

Diese und andere Gedanken waren es, die J. Siebertz dazu veranlassten, einige ältere, seriöse Lammersdorfer Bürger (Pastor, Schulleiter, Bürgermeister, Ingenieure, mehrere Vereinsvorsitzende usw.) zu einem Gespräch einzuladen, das dann zwar stattfand, aber zuerst einmal ohne Reaktionen blieb.

Weitere Treffen folgten, und schließlich setzte konnte Siebertz eines durchsetzen: Man redete miteinander, das Thema „Heimatgeschichte“ war erstmalig nach dem 2. Weltkrieg wieder auf dem Tisch. Schließlich gründeten am 20.6.1982 sieben Lammersdorfer einen Heimatverein, den „Verein für Heimatgeschichte und Dorfkultur Lammersdorf e.V.“ Weitere 50 Mitglieder folgten rasch dem Beispiel, letztlich stiegen die Mitgliederzahlen auf mehr als 600 Personen.

Als Mitbegründer Wolfgang Marx – damals als Gemeindearbeiter tätig – eines Tages dem Jürgen Siebertz seine gesammelten „Sperrmüllschätzchen“ zeigte, drängte sich bei diesem der Wunsch auf, in Lammersdorf ein Heimatmuseum zu initiieren, um noch vorhandene historische Gegenstände der Öffentlichkeit zu zeigen und in einem Museum für die Zukunft zu erhalten.

Nun – diese Idee fand anfangs kaum Zuspruch, schien doch die Umsetzung in Lammersdorf fast unmöglich. Als dann aber die ersten Altertümchen wie Silberkreuze, geschnitzte Stühle usw. auftauchten, schlug die Geburtsstunde des Bauernmuseums Lammersdorf. Die anfangs belächelte, von einem ablehnenden Dorfbewohner sogar als „größenwahnsinnig“ betitelte Idee, rief in den Folgejahren tausende Besucher auf den Plan, die alle das Heimatmuseum des Monschauer Landes besichtigen wollten.